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Zu den "Bildbeschreibungen" von Georg Raab
Was mich an den "Bildern, die die Welt bewegten", reitzt, ist neben ihrer Faszination für den Betrachter auch dessen Vertrautheit mit ihnen: Sie sind ein Teil der westlichen Kultur des 20. Jahrhunderts geworden. Jeder (er-)kennt diese Bilder (wieder). Egal, ob er damals Zeuge des entsprechenden Ereignisses gewesen ist oder nicht. Auch diejenigen, die "nur das Bild" kennen, kennen gleichzeitig auch die Geschichte, die damit untrennbar verbunden ist. Diese Fotos gehören zum "Museum in den Köpfen" dazu.
Die meisten Menschen haben auch eine Meinung zu diesen "bewegenden Bildern": man kommentiert, interpretiert, analysiert und bewertet sie.
Damit bin ich bei den Texten. Ein Text, ob mündlich oder schriftlich, kann ein Bild in gewisser Weise wiederholen, indem er das Bild beschreibt. Ich lasse bei meinen "Bildbeschreibungen" den historischen Hintergrund, die "Story" bewußt weg. Der entsprechende Text geht ausschließlich auf den ästhetischen und formalen Aufbau des Bildes ein. Er wiederholt nur das, was man ohnehin sieht, aber nicht das, was man weiß oder zu wissen glaubt. Dabei ist die Be-schreibung so minutiös, daß am Ende von dem entsprechenden Foto praktisch nichts mehr übrig ist. Die Texte sind so formuliert, als ob jemand zum erstenmal diese Bilder gesehen hat und diese anderen be-schreiben soll. Insofern ist das Lesen der Texte, das sehr lange dauern kann, genauso wichtig, wie das blitzartige (Wieder-)Erkennen dieser "berühmten Aufnahmen".
In diesem Sinne gehören in meiner Arbeit Bilder, Fotos und Texte "untrennbar" zusammen. Sie beeinflussen sich auf mehreren Ebenen gegenseitig. Auch wenn beim Lesen der Be-schreibung zwischen beiden scheinbar kein Zusammenhang besteht.
Georg Raab |